Freitag, 17. November 2017

Station 2: Moncarapacho - Die Arbeit

Als ich mich entschieden habe, ins Ausland zu gehen, habe ich mir ja so einiges vorgestellt. Aber damit, dass ich mal Wasserschwein-Babys füttern und Erdmännchen den Bauch kraulen würde, habe ich sicher nicht gerechnet...


Mein zweiter Workaway-Gastgeber und somit mein Zuhause für den gesamten November ist ein Ferienzentrum für behinderte Menschen an der Algarve. Dieses Zentrum betreibt seinen eigenen privaten Tierpark, und dieser Tierpark ist mein Arbeitsplatz.


Ein kleiner Streichelzoo mit Ziegen und Hasen? Nein! Die gibt es hier zwar auch, aber das ist nur ein Bruchteil des gesamten Tierparks. Hier leben Erdmännchen, Wasserschweine mit Nachwuchs, Nasenbären, Maras, Schildkröten und Stinktiere, dazu eine Menge verschiedenster Vögel, Hühner, Gänse, Eulen und ein riesiger Haufen Meerschweinchen. Es ist also nicht erstaunlich, dass hier pro Tag vier Freiwillige ausschließlich damit beschäftigt sind, die Tiere zu versorgen. 

Gemüse, Gemüse


Ich war der Meinung, schon ziemlich konkrete Vorstellung von der Arbeit in der Tierpflege zu haben. Dass es harte Arbeit ist, alle Gehege sauber zu halten, und dass Tiere nun einmal morgens Hunger haben und der Arbeitstag somit früh beginnt, wusste ich. Nur einen Aspekt habe ich unterschätzt: Die Vorbereitung vom Futter. Beinah jedes Tier wird hier täglich mit frischem Obst und Gemüse versorgt, und dieses Gemüse fällt dummerweise nicht direkt vom Baum ins Wallaby-Maul. Somit besteht ein großer Teil meiner Arbeit daraus, Gemüse zu schneiden. Ein großer Teil!

Jeden Morgen werden die Tiere gefüttert, dann wird das Futter für den nächsten Tag vorbereitet, es gibt Frühstück für alle Freiwilligen und anschließend werden die Gehege gereinigt. Dann ist es auch schon wieder Zeit für die Mittagsfütterung, und abends müssen zwei der vier für die Tiere zuständigen Freiwilligen die Nachtfütterung übernehmen. Es gibt eine Menge zu tun und Gemüse schneiden ist auch nicht umbedingt meine Lieblingsbeschäftigung - trotzdem macht die Arbeit auch eine Menge Spaß. 
Meine Lieblinge bisher sind die Wasserschweine und die Erdmännchen. Die Wasserschweine sind unglaublich schreckhaft, scheinen aber gleichzeitig ziemlich lange zu brauchen, bis sie sich entscheiden können, ob sie wirklich Angst haben. Also, sobald man sich einem Wasserschwein zu schnell nähert passiert - zunächst nichts, das Schwein muss denken - und dann gibt es ein sehr menschliches "Huch!" von sich und rennt davon. Nach einigen Tagen haben sie allerdings Vertrauen zu mir aufgebaut, mittlerweile fressen sie mir aus der Hand und ich kann sie streicheln. Flauschig sind sie aber nicht, eher borstig...
Sehr flauschig sind dafür die Erdmännchen, die sich auch streicheln lassen und es außerdem lieben, auf ihren menschlichen Essenslieferanten herumzuklettern, zu spielen und sich den Bauch kraulen zu lassen. Sie sind unglaublich süß - zumindest, bis sie einmal wöchentlich ihre Küken gefüttert bekommen und diese kleinen, unschuldigen Wesen fröhlich zerfleischen. Wirklich nicht schön anzusehen!

Die Herausforderung des Tages ist immer die Fütterung der Nasenbären. Eigentlich sind sie ja ganz niedlich, aber sobald sie Hunger haben, verlieren sie den Verstand. Eine Herde Löwen zu füttern, kann nicht so viel schwieriger sein!
Ein weiteres kurioses Tier hier in der Anlage ist ein sprechender Vogel, der ganze Melodien summen kann und eine Vorliebe für englische Schimpfwörter hat. Die Familie, die das Zentrum leitet, ist sich immer noch uneinig, wer dem Vogel diese Wörter beigebracht hat...

Zusammengefasst: Die Arbeit ist zwar viel und manchmal dreckig, macht aber auch unglaublich viel Spaß. Manchmal zeigen wir Gästen die Tiere, ein behinderter Junge hat uns schon bei der Fütterung geholfen und wir haben erfolgreich den Rollstuhl einer Dame ins Erdmännchen-Gehege gequetscht. Hier mache ich sicherlich so einige Erfahrungen, die einzigartig sind!

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