Dienstag, 10. Oktober 2017

Sintra - Zeitreisen, singende Argentinerinnen und schüchterne Chinesen

Sintra ist von meinem Dorf aus der nächstgrößere Ort. Gleich zwei meiner freien Tage habe ich dort verbracht - und es hat sich gelohnt!


Wo Märchen Wirklichkeit werden

Tatsächlich sieht dieser Ort aus, als hätte er als Vorlage für sämtliche Märchenbücher gedient: Verwunschene Häuschen mit wild rankenden Rosen prägen die Gassen im Ortskern, während oberhalb der Stadt Burgen und Paläste in den Hügeln thronen.
Das alles klingt fast zu schön, um wahr zu sein, denke ich mir, während ich voller Energie durch die Straßen laufe, um den ersten Palast zu erkunden. Nun ja. Eine Kleinigkeit hatte ich tatsächlich verdrängt: So eine Hügellandschaft sieht zwar unglaublich schön aus, aber ist eben auch hügelig. Die Straße führt immer weiter bergauf, und weiter, und weiter... Es sind über 30 Grad. Ich habe nichts Essbares dabei und es nicht für nötig gehalten, mich über die Angeboten des Busunternehmens zu informieren, das alle Paläste direkt anfährt. Natürlich, so etwas habe ich nicht nötig, schließlich bin ich jung, fit und gern zu Fuß unterwegs, und so weit kann der Weg doch gar nicht sein. Oh doch! Nach kurzer Zeit ist meine Energie verschwunden.

Quinta Da Regaleira
Das Bistro auf der Terrasse der Quinta Da Regaleira (siehe Foto!!) rettet mich schließlich. Nach ausgedehnter Mittagspause bin ich wieder bereit, die Umgebung zu erkunden.
Als ich eine Woche später wieder in Sintra unterwegs bin, kaufe ich mir allerdings ein Tagesticket für den Bus.

Begegnungen

Im Bus treffe ich dann auf eine junge Chinesin, die sich sehr freut, einmal einen anderen Alleinreisenden zu treffen. Mit mir sprechen will sie trotzdem nicht, jedenfalls nicht mehr als drei Worte am Stück. Wirklich lebendig wird sie erst, als wir am ersten Palast und zeitgleich der größten Attraktion Sintras ankommen: Dem Palacio da Pena. Innerhalb von Sekunden springt sie aus dem Bus, wühlt sich durch die Menschenmenge vor dem Eingang und erobert den Ticketschalter. Keine Frage: Hier hat jemand Übung im Besuchen solcher Massenattraktionen.
Ich brauche deutlich länger, um endlich an eine Eintrittskarte zu kommen, aber schließlich betrete auch ich den Schlossgarten und lasse ich in eine andere Welt entführen. Zumindest für ein paar Stunden fühle ich mich wie eine portugiesische Prinzessin.




Anschließend geht es über einen felsigen Wanderweg hinauf zur Burg, die ich mir aber nur von außen ansehe, dann mit dem Bus wieder nach unten ins Dorf. Mittlerweile ist es Abend geworden. Weil ich sowieso ein Tagesticket gekauft habe, steige ich in den nächstbesten Bus und warte gespannt darauf, wo dieser mich hinbringen könnte. Vorerst nirgendwo hin - denn nach mir steigt eine Reisegruppe ein. Der Bus füllt sich, der Geräuschpegel steigt. Ich bin der einzige Mensch, der nicht zur Gruppe gehört und habe innerhalb kürzester Zeit die volle Aufmerksamkeit.Sie erzählen mir, dass sie aus Argentinien kommen. Die Gruppe besteht ausschließlich aus Frauen über 60, allesamt bestens gelaunt und so aufgedreht wie eine Kindergartengruppe beim Ausflug ins Freibad. Wer ich bin, wollen sie wissen, woher ich komme. Ob ich nicht mitkommen will, in die Altstadt, nach Argentinien, wohin auch immer. Dann fangen sie plötzlich an zu singen. Erst singen nur die Frauen in den hinteren Reihen, dann stimmen alle anderen mit ein. Viel zu schnell steigen sie wieder aus und lassen mich allein im Bus zurück.
Ich fahre zum Palacio de Monserrate. Die Sonne geht langsam unter und die Touristenmassen sind verschwunden. Ich bin eine der wenigen Menschen, die überhaupt noch im Schlosspark unterwegs sind. Schön ist es hier. so wie überall in Sintra. 

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