Freitag, 23. Februar 2018

Station 4: Vale do Calvo - Leben und Alltag


In Vale do Calvo ist es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Hier gibt es kein Internet, kein stabiles Telefonnetz. Dafür kommt zweimal am Tag der Bäckerwagen mit frischem Brot auf den Dorfplatz, im Supermarkt muss man die Lebensmittel einzeln bei der Verkäuferin bestellen, im Café nebenan sitzt die älteste Generation. Sonntag Morgens wird gejagt, und durch den Hall der Hügel klingt es, als würde sich das Dorf für ein paar Stunden in ein Kriegsgebiet verwandeln. Nach der Jagdt kehrt dann die Ruhe zurück, und Vale do Calvo fällt wieder in den Tiefschlaf.


Die Ruhe. Ruhe habe ich mir in Faro oft genug gewünscht, endlich mal allein zu sein, Momente für mich zu haben. Einzelne Momente. Der Farmbesitzer ist berufstätig und kommt oft erst abends oder nachts nach Hause. Im Dorf spricht niemand mit mir. Man mag keine Fremden. Andere junge Leute - Fehlanzeige. Keine Internetverbindung, kein Telefonnetz. Kein größerer Ort lässt sich zu Fuß erreichen. Nach dem lebendigen Hostelleben fällt mir die Umstellung schwer. Ich kann mich nicht daran erinnern, irgendwann in meinem Leben schon einmal mehr als 24 Stunden mit keinem einzigen anderen Menschen gesprochen zu haben - und das nun, wo ich wochenlang ständig von Anderen umgeben war. 

Außerdem sind die Lebensbedingungen sehr einfach. Es gibt keine gut funktionierende Dusche, das warme Wasser ist sowieso nach einigen Minuten aufgebraucht. Während die Tage vor allem am windgeschützten Hang der Farm angenehm warm sein können, sind die Nächte hier kalt. Überall im Haus zieht es, abends wird mit dem Kamin geheizt. Ich schlafe unter fünf Decken. Aber: Herausforderung angenommen! Ich brauche kein Internet, um mich zu beschäftigen, ich brauche keine Stadt, kein lautes und blinkendes Entertaiment. Mein Gastgeber bringt mir einige Dinge über Pflanzen und Gemüseanbau bei. Ich verbringe auch meine Freizeit im Garten, esse frisch gepflückte Orangen in der Sonne, liege in der Hängematte unterm Feigenbaum. Ich mache Spaziergänge über die Dörfer, fokussiere mich wieder auf mich selbst. 
Wer im Hostel arbeitet, muss immer gut gelaunt sein, spielt ständig eine Rolle, um für die Gäste da zu sein, auch wenn ihm vielleicht gar nicht danach zumute ist. Wer ständig eine Internetverbindung  zur Verfügung hat, der nutzt sie auch entsprechend viel. Hier muss ich mich mit mir selbst beschäftigen. Die Zeit ist nicht einfach, vor allem in den ersten Tagen nicht. Aber ich glaube, sie tut mir gut. 


Landluft ohne Zusatzstoffe

Das Landleben hat natürlich auch seine Vorteile. Jeden Tag gibt es frisches Essen mit Zutaten aus dem Garten, ohne Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man weiß, woher die Zutaten kommen. Jeden Morgen höre ich den Hahn der Nachbarn krähen (Allerdings nicht nur morgens - das Tier hat das Prinzip scheinbar nicht verstanden und kräht auch nachts, und nachmittags, und abends. Eigentlich immer). Außerdem leben hier zwei Hunde (die allerdings dem Bruder meines Gastgebers und dessen Freundin gehören) und zwei wunderbare Katzen. Eine von ihnen ist trächtig und bekommt während meines Aufenthalts ihre Jungen! Es ist großartig zu sehen, wie sich die kleinen Kätzchen, jeden Tag verändern. Ja, von diesem Tag an besteht ein großer Teil meines Alltags aus Katzenbabys...
Wer einige Fotos von meiner Zeit in Vale do Calvo (und natürlich Katzenfotos) sehen will, klickt einfach hier!

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