Freitag, 6. April 2018

Station 6: Porto - Leben und Alltag

Beeindruckende Gebäude, spannende Ge- schichte, unzählige Sehens- würdigkeiten. Aber wenn ich an Porto denke, dann denke ich nicht an Architektur.

Ich denke an Straßenmusik am Flussufer, an gegrillten Fisch, an Regen und sonnige Tage am Strand. Und natürlich denke ich auch an mein Hostel, den wohl unbeliebtesten Hostel-Hund des Landes, an meine bunte und kreative Gruppe von Mitbewohnern. Und manchmal denke ich auch an Harry Potter. Aber von vorne.

Ist das euer Fisch?

Natürlich ist Portos Innenstadt vollgestopft mit Restaurants. Aber zwischen all den Touristenläden ist es schwer, etwas günstiges und gutes zu finden. Wirklich interessant wird es sowieso erst, wenn man sich aus dem Zentrum hinaustraut. Einige Straßen vom Hostel entfernt gibt es ein einfaches portugiesisches Restaurant, in dem die Portionen so gigantisch sind, dass wir uns ein halbes Gericht mit zwei Personen teilen. Der gegrillte Fisch dort hat mich und meine Mitbewohner auf den Geschmack gebracht: Wir wollen mehr davon! Also fangen wir an, die Restaurants in Portos Umgebung zu erkunden. Nur ein kleines Stückchen flussabwärts gibt es einen verrückten Fischerort, in dem man ausschließlich Fisch bestellen kann, keine Fleischgerichte. In einem Ort am Strand finden wir zwei Straßen, in denen es schon auffällig nach gegrilltem Fisch riecht. Hier gibt es kleine Läden, in denen nichts weiter steht als eine einzelne Kühltruhe mit frisch gefangenem Fisch, vor allem aber unzählige Restaurants, die von außen alle identisch aussehen: Eine Glasbox mit einem Bereich für die Gäste, auf der anderen Seite der Box ein riesiger überdachter Grill, auf dem der Fisch zubereitet wird.

Mein persönliches Highlight ist aber trotzdem der Fischmarkt in Matosinhos! Als wir in der Mittagszeit dort sind, ist der große Ansturm schon vorbei. Alte Verkäuferinnnen versuchen auf portugiesisch, ihre Produkte an uns zu verkaufen. "Ich habe Fisch! Den kannst du kochen!", erklärt mir eine Dame und zeigt stolz auf ihren Stand. "Äh, ja". Die anderen dreißig Stände in ihrer Reihe verkaufen auch Fisch. So wie alle in dieser Halle.

Wir suchen uns einen Stand mit besonders großem Angebot und suchen einen Fisch aus, der unserer Meinung nach lecker aussieht.Dann erklären wir der Verkäuferin, dass wir ihn im Restaurant gegenüber gerne essen würden. Sie nickt. 

Fünf Minuten später sitzen wir im Restaurant und der Koch persönlich kommt mit einem Teller in der Hand aus der Küche geschlurft. "Ist das euer Fisch?"
Wenig später bekommen wir den selben Fisch zubereitet serviert. Ich glaube, so einen frischen Fisch habe ich noch nie gegessen! 

Die Hostel-WG


Das Hostelleben ist schnell - Gäste kommen und verschwinden im Rhythmus von wenigen Tagen. Umso schöner ist es also, dass ich dieses Mal meinen Alltag mit einer Handvoll anderer Freiwilligen teilen kann! Außerhalb der Arbeitszeiten können wir also gemeinsam durch die Stadt ziehen. Und schließlich starten wir auch unserer ersten portugiesischen Koch-Versuche und testen uns an Stockfisch-Suppe und Octopus-Salat. Unsere Chefin hält davon nicht viel und versucht, den Fischgestank mit Räucherstäbchen zu vertreiben. Räucherstäbchen sind ihre Lösung für jedes Problem. 

Dann gibt es da noch ein eher unfreiwilliges WG-Mitglied: Die Hostelhündin, eine verwöhnte Boxer-Dame. Sie ist weder hübsch, noch klug, noch niedlich, dafür laut, schlecht erzogen und braucht viel zu viel Aufmerksamkeit. Die Gäste finden sie meist nur für fünf Minuten süß und überdenken ihre Meinung dann. Trotzdem, wenn dieser Hund nicht da ist, dann fehlt sie... irgendwie. 

Die Stadt


Zum Schluss noch ein paar Worte über Porto - bisher habe ich ja vor allem über Fisch gesprochen. Porto als Stadt irgendwie zusammenzufassen, fällt mir schwer. Auch nach Wochen entdecke ich oft neues. Lebendig ist es hier, voll von Kunst: Galerien, Straßenmusikern. Es gibt Essen und Trinken für jeden Geschmack: Burgerläden, Sushi, traditionelle Restaurants; Billig-Bars mit Bier für 50 Cent und klebrigenTischkickern (ja, ich war da!) oder gehobene Weinbars. Natürlich gibt es Portwein an jeder Ecke. Ich habe sogar einen Keller besichtigt und ein Tasting gemacht! Die südliche Küste ist auch wunderschön, mein Highlight dort war eine kleine Kapelle, die auf Felsen im Meer gebaut wurde. 

Porto kann extrem touristisch sein, aber auch verfallen und dreckig. Als Lissabon-Fan ist diese Stadt anfangs schwer zu verstehen, weil sie so anders ist. Aber irgendwann habe ich mich doch in Porto verliebt!

Moment... was ist mit Harry Potter?


Richtig, den hatte ich in der Einleitung auch erwähnt. Selbst wenn man kein großer Fan ist, kommt man an diesem Zauberlehrling schwer vorbei, wenn man Zeit in Porto verbringt. Autorin JK Rowling hat einige Jahre in Porto gelebt und angeblich viele Inspirationen hier gesammelt. Es gibt die wildesten Theorien, welche Elemente der Bücher mit Porto zusammenhängen. Eine historische Bibliothek war angeblich Vorbild für Hogwarts' Bücherei. 
Mich hat der Hype nicht angesteckt. Ich muss immer grinsen, wenn ich an der Menschenschlange vor der Bibliothek vorbeilaufe.

1 Kommentar:

  1. Anscheinend eine tolle Stadt, super erzählt, vielleicht probiere ich doch mal den Fisch!

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