Donnerstag, 7. Dezember 2017

Von magischen Orten, verfluchten Hügeln und verhexten Wetterlagen

Na also. Wenn man freundlich genug zum Besitzer vom Fahrradverleih ist und beiläufig erwähnt, dass man in dem Ferienzentrum mit den vielen lustigen Tieren arbeitet, dann bekommt man die Fahrräder glatt zum Sonderpreis! Da ist es schon nicht mehr so schlimm, dass die Fahrräder im Zentrum, die uns eigentlich zur Verfügung stehen, immer noch nicht repariert wurden.


Ich bin wieder mit Anna unterwegs, und dieses Mal haben wir große Pläne: Wir haben von einem Wasserfall in der Umgebung gehört, den wir uns umbedingt ansehen wollen. Das bedeutet: Mit dem Rad zum Bahnhof fahren, mit dem Zug weiter nach Tavira, mit dem Fahrrad wieder aus der Stadt raus und quer durch die Hügellandschaft und schließlich zu Fuß zum Wasserfall. Anschließend das selbe Spiel in umgekehrter Reihenfolge, um wieder nach Hause zu kommen.
Unsere großen Pläne haben uns aber nicht davon abgehalten, erst einmal auszuchlafen und in Ruhe zu frühstücken. Und in Ruhe Mittag zu essen. Und generell alles ruhig angehen zu lassen.
Erinnerung: Es ist November. Auch hier geht die Sonne mittlerweile früh unter, und Portugal ist nun wirklich nicht bekannt für sichere, gut beleuchtete Radwege.
Klug war's also nicht. Aber es hat sich gelohnt. Es ist eine wunderschöne Strecke durch die Hügel, vorbei an Feldern mit Oliven- und Orangenbäumen, und der Wasserfall ist wirklich toll! Im Sommer kann man hier von Felsen springen oder sich von schwingenden Lianen ins Wasser fallen lassen. Dafür ist es uns jetzt zwar zu kalt, aber dafür sind außer uns kaum andere Besucher hier.
Natürlich vergessen wir die Zeit, und natürlich verlaufen wir uns auf dem Rückweg zu den Fahrrädern, sodass wir fast die gesamte Strecke im Dunkeln fahren müssen. Trotzdem sind wir heil angekommen!

Hügel, Hügel, Hügel


Eine Woche später bin ich leider wieder allein unterwegs, Anna ist mittlerweile abgereist. Nach unserer Tour in der letzten Woche bin ich auf den Geschmack gekommen und leihe mir wieder ein Fahrrad. Ich radele nach Olhão, nach Faro, ohne Plan querfeldein, zum Strand, ins Naturschutzgebiet (und versehentlich in ein Industriegebiet, wo ich anschließend den Ausgang nicht mehr finde...). 70 Kilometer in zwei Tagen. Wenn ich einmal angefangen habe, kann ich nicht mehr aufhören! Die Sache hat nur einen Haken: Ich bin Norddeutsche. Und irgendein Vollidiot hat ziemlich viele Hügel in dieser Region platziert... Rauf, runter. Wieder rauf. Noch weiter rauf. Das sind keine Hügel, das sind Berge! Aber der Vorteil ist: Was man bergauf strampelt, kann man anschließend wieder bergab fahren! Und wenn man dann an einem einsamen Strand sitzt, dann hat es sich gelohnt! 



Kleiner Weltuntergang


Dieses Unwetter kommt wie aus dem Nichts, und zwar ausgerechnet nachdem vier von neun Freiwilligen abgereist sind und an dem Abend, an dem zwei weitere Freiwillige unterwegs sind. Es beginnt mit ein wenig Donner, dann regnet es. Und dann... dann geht die Welt unter. Es ist, als würde das Meer vom Himmel fallen. Nach einigen Minuten klopft es an meiner Tür. "Mach mal langsam deine Tür auf, ich glaube, wir brauchen deine Hilfe"
Warum langsam? Ich öffne die Tür und bekomme augenblicklich nasse Füße. Unsere Küche steht unter Wasser. 
Die nächsten zwei Stunden verbringen wir damit, Tiere vorm Ertrinken zu retten. Weil Schuhe sowieso nach kürzester Zeit durchnässt sind, sind wir mittlerweile alle barfuß. Zwischenzeitlich fällt der Strom aus, und ich stehe im Dunkeln in unserer Tierstation und versuche, auf die geretteten Tiere aufzupassen. Die dreibeinige Ziege kommt zur Station, alle unsere Meerschweinchen, das Stinktier und zwei Kaninchen. Dann müssen wir die Maras vom Feld ins Trockene treiben. Wir sind bis über die Knöchel im Wasser versunken und der Regen hört nicht auf...
Am Ende des Tages wohnen etwa dreißig mit Handtüchern wieder getrocknete Meerschweinchen im Freiwilligenhaus und zwei Kaninchen in ausrangierten Gefriertruhen (natürlich nicht eingeschaltet!) in der Tierstation. Was für eine verrückte Nacht!

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