Samstag, 23. Dezember 2017

Weihnachtsstimmung?

Wie jetzt, Weihnachten? Es ist nicht einfach für mich, in besinnliche Festtagsstimmung zu kommen, wenn es immer noch so angenehm warm ist wie im frühen Herbst und ich regelmäßig meine Freizeit am Strand verbringe. Dazu kommt dann natürlich noch, dass Portugal nun einmal kein weihnachtliches Deutschland mit wärmeren Temperaturen ist...

Wie feiern Portugiesen Weihnachten?

Natürlich wird auch hier gefeiert. Der wichtigste Tag ist der 24. Dezember, an dem man mit der gesamten Familie sein Festtagsmenü genießt. Um Mitternacht gibt es dann die Geschenke, der 25. ist auch ein Feiertag und am 26. beginnt das alltägliche Leben wieder. Es gibt einige Traditionen wie den Weihnachtskuchen Bolo Rei, und Weihnachten selbst ist den Portugiesen durchaus wichtig. Nur die Vorweihnachtszeit hat hier nicht dieselbe Bedeutung wie in Deutschland. Adventssonntage werden nicht gefeiert und die meisten Versuche von kleinen Weihnachtsmärkten sehen für einen deutschen eher wie klägliche Winterversionen eines Flohmarktes aus. In Moncarapacho gab es an einem Sonntag einen kleinen Weihnachtsbasar, bei dem eine Halle mit ein wenig Lametta dekoriert wurde, die örtliche Tanzgruppe aufgetreten ist und einige Frauen Selbstgebasteltes und Kuchen verkauft haben. Nett war's. Aber in Weihnachtsstimmung hat es mich nicht versetzt. 
Hier in Faro gibt es einen Weihnachtsmarkt in einem mit Neonröhren beleuchteten Zelt, in dem an
einigen Klapptischen Dinge verkauft werden. Nein, auch das hilft mir nicht. Etwas besser ist da Zelt Nummer Zwei am anderen Ende des Stadtkerns: Hier sind einige Tannenbäume ausgestellt, die von Schulkindern oder gemeinnützigen Organisationen gebastelt wurden. Es gibt eine Bastelecke und Kinder können den Weihnachtsmann besuchen. 

Rollstuhl on Ice!

Dann gibt es aber auch Momente, in denen es tatsächlich weihnachtlich wird. Mit meinen Freunden aus dem Ferienzentrum in Moncarapacho und einem behinderten Jungen aus England bin ich zwei Mal im Einkaufszentrum in Faro gewesen, wo alles weihnachtlich geschmückt ist und es eine Eislaufbahn rund um einen riesigen Tannenbaum gibt. Drei Erkenntnisse habe ich darauf gezogen: Erstens: Schlittschuhlaufen erzeugt immer Winterstimmung, auch wenn man am selben Tag noch am Strand gelegen hat. Zweitens: Briten können nicht Schlittschuh laufen. Drittens: Man kann einen Rollstuhl mit aufs Eis nehmen, und dabei eine Menge Spaß haben! 
Die Stadt ist voller Weihnachtsbeleuchtung, das ein oder andere Schaufenster ist schön geschmückt.
An einem Nachmittag hat der Motorradclub eine Parade veranstaltet, bei der unzählige Weihnachtsmänner auf Motorrädern durch die Stadt gefahren sind. Manchmal ist es doch weihnachtlich, oder zumindest unterhaltsam!



Weihnachtsstimmung!

Und nun ist der 23. Dezember. Ich schreibe das hier, während ich auf der Dachterrasse in der Sonne sitze, und wenn ich für einen Moment nicht weiß, was ich schreiben soll, dann lege ich mich in die Hängematte und schließe für einige Minuten die Augen. Im Hostel haben wir immer noch keine Weihnachtsdeko (heute Nachmittag wollen wir uns dann mal kümmern...) und ich weiß auch noch nicht, was ich morgen zu unserem Weihnachtsmenü beisteuern soll. Trotzdem, so langsam fühlt es sich feierlich an. 
Vor einigen Minuten habe ich Musik gehört und viele Menschen am Hafen gesehen, also bin ich kurzerhand in die Stadt gelaufen, um zu sehen, was da los ist. Gefunden habe ich dann eine Kapelle, Weihnachtselfen, verkleidete Menschen, ein Einhorn auf Stelzen und eine Menge singender und tanzender Leute, die sich ums Hafenbecken drängten. Gemeinsam haben wir den Weihnachtsmann auf seinen Weg gebacht, und ihm zugejubelt, als er in ein Boot gestiegen und davon gefahren ist. Und als ich die strahlenden Kinder gesehen habe, da kam endlich dieses festliche Gefühl in mir auf. Die bunte Parade ist dann durch die Stadt gezogen, die Menschen haben gefeiert, und auch wenn ich mir nicht sicher war, was gerade passiert ist, war ich trotzdem ein Teil davon. 

Frohe Weihnachten!

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